Verein zur Pflege der Denkmäler und der lokalen Kultur
in Neustift am Walde und Salmannsdorf

Feinmechaniker Wochner
Rathstraße 38

Im Hause Rathstraße 38, das erstmals 1838 erwähnt wurde, hatte Herr Karl Wochner in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg bis in die sechziger Jahre eine kleine, aus einem ca. 20 m2 großen Raum bestehende, Feinmechaniker Werkstätte.
Herr Wochner erzeugte in seiner kleinen Werkstätte mit jeweils ein bis zwei Lehrlingen Metronome für Musikalienhandlungen, Notenständer z.B. für die Volksoper, Spezialdichtungen für Bäckereimaschinen und vielerlei Anfertigungen auf Bestellung. Einige der Neustifter Buben, wie Hermann Prager, Ferdinand Rath, Robert Hahn und Hannes Trinkl haben ihre Lehre als Feinmechaniker hier absolviert. 
Der „Maschinenpark“ der Werkstätte bestand aus vier Drehmaschinen (davon drei „Schlapfendampfer“, das sind mit Menschenkraft betriebene Drehmaschinen), einer Schleifmaschine, einer einfachen Handstanze und einer Hebelblechschere. 
Die Arbeitswoche in den 50er Jahren des vorigen Jahrhunderts war von Montag bis Samstag mittags, wobei die Lehrlingsentschädigung 35.- Schilling (ca. € 2½ ) pro Woche betrug.  
Einmal im Jahr lud Herr Wochner seine Lehrlinge ins Thermalbad nach Baden ein und bewirtet sie. Wenn Frau Wochner Mehlspeisen buk, bekamen die Burschen immer auch ein Stück davon ab. Frau Wochner wusch auch für die Neustifter Vorhänge und spannte sie im Garten auf großen Holzrahmen zum Trocknen.

Rathstraße 38, 2018

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