Verein zur Pflege der Denkmäler und der lokalen Kultur
in Neustift am Walde und Salmannsdorf

Der Verein DENK*MAL präsentierte
im April 2013 die Ausstellung

„300 Jahre Neustifter Kirche“

Der wohledle Marcus Abondi, ein Kaufmann, der im „Wägerlischen“ Hause am Graben wohnte und im gleichen Haus ein Geschäft hatte, besaß 1708 auch Haus in der Dreimarksteingasse 11 in Salmannsdorf. 1714 baut Abondi ein schon früher bestehendes Haus in der Rathstraße 8 (heute 40) wieder auf.
Im Jahre 1713 brach im ganzen Erzherzogthum Österreich die Pest aus. Marcus Abondi stiftete eine Kapelle zu Ehren der Allerheiligsten Dreifaltigkeit und der Pestpatrone Rochus, Sebastianus, Karl Borromeus, Franz Xavier und Rosalia. Hier sollten die Einwohner ihr Gebet verrichten können um die ansteckende Seuche abzuwenden.
Abondi versah die Kapelle auch mit dem Nötigsten. In seinem Testament bestimmte er 400 Gulden zu ihrem Unterhalt. Gleichzeitig legte er seinen Erben die Pflicht auf, nach seinem Tode für die Kapelle zu sorgen.
Die Erben Abondis konnten jedoch dieser Pflicht nicht nachkommen, denn sie gerieten selbst bald ins Unglück, so dass ab dem Jahre 1758 die Gemeinden für die Erhaltung der Kapelle zu sorgen hatten.
Nachdem sich die Gemeinde Neustift schon 1709 um eine Kapelle bemühte und vom Passauer Konsistorium einen abschlägigen Bescheid erhalten hatte, entschloss man sich nunmehr, diese Kapelle jenseits des Krottenbaches im Gebiet der Pfarre Währing zu errichten. Dieses Ansuchen wurde vom Wiener Konsistorium so gut aufgenommen,
"…. daß noch in dem 1713 Jahre dem 16. Augustmonats von dem Hochwürdigen Herrn Johann Kaspar Hörrman damaligen Pfarrverweser zu Wäring in Gegenwart des H. Markus Abundius, der ganzen Gemeinde von Neüstift, und vielen anderen benachbarten Menschen der erste Grundstein zu dem Gebaüde der Kapelle geleget wurde.
Und dieses Gebäude ist auch mit einer solchen Behändigkeit aufgeführet worden, daß folgendes Jahr darauf, als 1714 den 10ten Julii eben von demselben H. Pfarrverweser von Wäring die erste h. Messe in der Kapelle gelesen wurde.„
16. August 1713: Grundsteinlegung
10. Juli 1714: erste hl. Messe durch den Pfarrer  von Währing
16. August 1714: 1. Patrocinium, hl. Rochus
Im Zuge der josephinischen Pfarrregulierung  wurde auch Neustift zu einer eigenen Pfarre erhoben. Sie wurde 1784 von der Pfarre Sievering abgetrennt und erhielt einen eigenen Sprengel, der das ganze Gebiet der Grundherrschaft Neustift samt Salmannsdorf umfasste und über den Krottenbach reichte. Anlässlich der Erhebung zur Pfarre unter Joseph II. im Jahre 1784 berichtet der erste Pfarrer von Neustift Joseph Zöhr, Chorherr des Stiftes Dorothea, über den Zustand der Kapelle:
"Die Kirche samt den 2 Thürmen sind so baufällig, daß sie den Einsturz drohen, wenn nicht bald eine Verbesserung vorgenommen wird, denn das Dach ist so schlecht, daß es überal einregnet. Der Anwurf von Aussen ist ganz weg, und das Holzwerk  fängt von der Nässe schon stark zu faulen an."
Daraufhin wurde der kleine Rundbau renoviert und um das Presbyterium, die Sakristei  und einen gemauerten Turm erweitert. Diese Bauarbeiten wurden bereits 1785 abgeschossen. 
Am Turm zeigten sich im Frühjahr 1843 viele Sprünge, die im Mai desselben Jahres repariert wurden. Die Bauschäden konnten allerdings nicht auf  Dauer behoben werden, denn schon 1851 liest man in der Pfarrchronik:
"Der Kirchthurm stand, in Folge des Druckes seiner eigenen Schwere auf die sehr schlechte bloß aus Steinplatten aufgeführte Mauer des Portales, da er eben diese Mauer von dem andern Kirchengebäude losriß, schon ganz schief gegen die Kuppel der Kirche geneigt, während die Fronte des Portals dieselbe Neigung nach außen hatte. Sollte nicht ein großes Unglück durch seinen Einsturz geschehen, so mußte er nothwendig abgetragen werden."

Bei dieser Gelegenheit wurde die Kirche bis zum Pfarrhof vergrößert  und der heute bestehende Turm errichtet. Die Pläne dazu stammten vom Klosterneuburger Baumeister Peter Zehentgruber. Während der Bauarbeiten konnte die Kirche bis auf eine geringe Unterbrechung von zwei Wochen genützt werden, denn das restliche Gebäude wurde durch eine Bretterwand abgeschlossen. 
Am 16. März 1872 erschien eine Untersuchungskommission, die den schlechten Bauzustand der Kirche besichtigen sollte. Man stellte fest, dass sich die rechte Wand des Rundbaues um 4 Zoll nach außen neigte und ordnete verschiedene Maßnahmen an. So wurde die  Kuppel im Inneren abgetragen und durch eine flache Decke ersetzt. Außen brachte  man fünf Stützpfeiler an.
Der Klosterneuburger Probst Berthold Fröschl beklagte 1867 den schlechten Zustand der Neustifter Kirche. Eine neue Planung wurde in Auftrag gegeben. Nachdem der Entwurf von Architekt Franz Fröhlich abgelehnt worden war, bekam Friedrich von Schmidt, der Erbauer des Wiener Rathauses, 1877 den Auftrag einen neuen Entwurf auszuarbeiten.
Mittlerweile renovierte jedoch der Klosterneuburger Baumeister Martin Schömer die Rochuskirche, sodass auch diese Pläne verworfen wurden.

Ausführliche Information über die gesamte Ausstellung bringt der Ausstellungskatalog, den es noch zu erwerben gibt.

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