Verein zur Pflege der Denkmäler und der lokalen Kultur
in Neustift am Walde und Salmannsdorf

Franzosenkreuz
Salmannsdorfer Straße 32

Die Franzosenkriege Anfang des 19. Jahrhunderts führten Napoleon mit seinen Truppen zwei Mal vor und nach Wien. 1805 wurde er kampflos und mit Wohlwollen in Wien empfangen, 1809 kam es zur Entscheidungsschlacht in Aspern und Wagram mit riesigen Verlusten auf beiden Seiten. Der Friede vom 14. Oktober 1809 in Wien Schönbrunn brachte neben Territoriumsverlusten aber auch den Abzug der französischen Truppen.
Die zweite Besetzung 1809 und die dabei stattgefundenen Kampfhandlungen führten in Wien und auch in unseren Dörfern zu großen Opfern in der Bevölkerung.
Das Währinger Heimatbuch schildert anschaulich die Eintragung des Matthias Wöginger in das Familienbuch aus dem Jahre 1809:
Am Christihimmelfahrttage, den 22. Mai, kamen die ersten Franzosen nach Neustift und forderten 200 Laibe Brot und 4 Kühe. Am 23. Mai kamen sie wieder und verlangten 800 Laibe Brot und 8 Kühe, daneben begannen sie zu plündern. Am gleichen Tag trafen Kürassiere ein, die zunächst die Pferde anhängten. Matthias Wöginger war beim Nachbarn, als ihn eine Patroulle holte, ihn in sein Haus brachte, wo die anwesenden Franzosen schon nach Wein schrieen. Wöginger brachte ihnen sofort zwei Viertelschaffel mit Wein, unterdessen hatten sie alles durchsucht und untereinander geworfen. Er ließ die Franzosen allein und ging weg in den Kobelwald (heutiger Hermannskogel) wo er über Nacht blieb. Die Franzosen ließen ihm 20 Eimer Wein ausrinnen, nahmen ihm drei Kühe und 2 Wagen weg.
Am 24. Mai wollte er in sein Haus zurück, kam jedoch nur bis zum Garten, wo ihm der Hauer Rumpf begegnete, der ihm die Mitteilung machte, dass im Dorf schon wieder alles voll Franzosen sei. So kehrte Wöginger wieder um, ging in die „Neubergen”, wo er einen Vorrat von Mehl, Schmalz, Fleisch, Grieß und Semmeln verborgen hatte, nahm sich davon und flüchtete in den Zierleithengraben. Schon nach einer Viertelstunde tauchten 6 Franzosen auf, packten ihn und plünderten ihn aus, so dass ihm nichts von den Lebensmitteln blieb. Er begab sich nun neuerdings in den Kobelwald, wo er drei Tage verbrachte, ohne Nahrung zu sich zu nehmen. In der Nacht des dritten Tages ging er auf die Ried Glanzing, grub sich Erdäpfel aus und sott sie im Zierleithengraben. Hernach zog er sich wieder in den Kobelwald zurück. Am vierten Tag trieb ihn der Hunger nach Hause. Er ging zuerst zur Grube in den Neubergen und putzte das dort befindliche Mehl zusammen. Während seiner Abwesenheit hatten die Franzosen den Leuten im Dorfe alle Lebensmittel weggenommen. Einige Zeit war wieder Ruhe, dann ging das Plündern von neuem los. Durch vier Wochen kamen täglich 400 bis 600 Franzosen, später kamen auch Husaren in Quartier, die erpressten was noch vorhanden war. 
Alte Salmannsdorfer erzählen, dass das Kreuz zum Andenken an die Toten dieser Kriege aufgestellt wurde.
Laut Restaurator Mag. Art. Wolfgang Schwarzkogler dürfte der Corpus um 1850-60 zu datieren sein. Die Farbgebung wurde einige Male verändert.
Der erste Überzug war eine Metallplattierung aus Messing oder sogar aus Gold, darüber fanden sich einige Anstriche, einmal ein grüner und weiters auch ein goldener.
Das Bundesdenkmalamt bestätigt die Datierung, sie ist mit 1850-1860 plausibel, möglicherweise hat man Anfang des 19. Jhs. ein einfaches Kreuz zum Gedenken an die Opfer der Franzosenkriege aufgestellt und bei der ersten Renovierung 40-50 Jahre später einen damals üblichen Gusscorpus, wie er zu Beginn der industriellen Fertigung üblich war, montiert.
Familie Knotzinger renovierte das Kreuz und stellte es 1982 auf.
2007 wurde das Kreuz über Initiative des Vereines DENK*MAL restauriert und dabei der Corpus vergoldet.

Quellen:
Fr. Pölzl
Fr. Knotzinger Helga
200 Jahre Neustifter Pfarre, Dr. Elisabeth Gamillscheg, 1983
Döblinger Museumsblätter, Mai 1973, Walter Berger
Stammtisch DENK*MAL

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