DENK*MAL
Verein zur Pflege der Denkmäler und der lokalen Kultur
in Neustift am Walde und Salmannsdorf
Villa Deleglise
Salmannsdorfer Straße 18
Christian Sander sen., ein Gold- und Silberwarenfabrikant in der Josefstadt, erwarb 1856 das Haus von Johann Bichler. Sanders Sohn
Christian jun. übernahm 1864 die Firma seines Vaters. Aber da er nicht sehr erfolgreich war, schlitterte er 1870 in die Insolvenz und
musste sich in einem Prozess wegen betrügerischer Krida verantworten.
Von 1867 bis 1886 besaß der Schneider Bonifaz Blaurich aus der Leopoldstadt die Liegenschaft.
1909 erwarb Charles Mayer-Vetter, Gesellschafter einer Schokoladefabrik in der Währinger Lacknergasse, die Villa in der Salmannsdorfer
Straße.
Der gebürtige Franzose Laurent Deleglise, eigentlich Jules Ernest Grenout, war ein international tätiger Krimineller. Er war als Kopf
einer weltweiten Schmugglerbande und Geldfälscher sehr viel in England und Kanada unterwegs. Da er in den meisten Staaten bereits
polizeilich gesucht wurde, tauchte er in Österreich unter. Durch seine kriminellen Kontakte war es Deleglise möglich, die österreichische
Staatsbürgerschaft zu erschleichen. Ende der 1920er Jahre erwarb er die Villa in der Salmannsdorfer Straße.
1931 ersteigerte Deleglise die Burg Oberranna bei Mühldorf im Waldviertel, die bis dahin der Schauspielerin Annie Dirkens gehört
hatte. Über den Verlauf der Versteigerung der Burgeinrichtung berichten Zeitungen von großen Streitigkeiten zwischen Deleglise und
Dirkens. Später war Deleglise mit der Renovierung der Burg beschäftigt und nur mehr fallweise in Salmannsdorf wohnhaft.
1961 wurde er tot im Wald am Jauerling aufgefunden.
Gärtnerei der Villa Deleglise, etwa 1910
Heute steht an der Stelle der Villa ein
Mehrfamilienhaus