Verein zur Pflege der Denkmäler und der lokalen Kultur
in Neustift am Walde und Salmannsdorf

Villa Paitl
Krottenbachstraße 190

Der Vater des Namensgebers dieser Villa, Isidor Paitl, war Schuhmacher und kam Anfang der1890er Jahre mit seiner Frau Elisabeth aus Bohorelic in Mähren nach Wien und siedelte sich in Sievering an. Ihr ältester Sohn Franz Paitl wurde 1895 geboren. Er absolvierte nach der Grundschule die Fortbildungsschule für Baugewerbe in der Schellinggasse. Schon während des Studiums arbeitete Franz Paitl als Polier bei Stadtbaumeister Adolf Micheroli, der viele Häuser in Döbling erbaute. Gemeinsam mit seinem 1900 geborenen Bruder Karl, der ebenfalls Architekt wurde, gründete er die Baugesellschaft Paitl & Meissner.
Die Firma baute gegen Ende der 1920er und 1930er Jahre neben Einfamilien- und Mehrfamilienhäusern auch Gymnasien, Mehrzweckbauten, das Tonfilmtheater der Sascha Film im 3. Bezirk, sowie Teile der Höhenstraße.
Es war die Zeit des Einfamilienhaus-Booms am Stadtrand von Wien, wobei viele Elemente der damals maßgebenden Architekten aus dem Umkreis von Josef Frank und Adolf Loos übernommen wurden.
1929 errichtete Franz Paitl für sich und seinen Bruder Karl eine Villa in der Krottenbachstraße. Sie sollte angemessener Wohnort für die Familie sein und gleichzeitig als Anschauungsobjekt für die Kunden dienen. Die Architektur dieser Villa zeigt einen Wandel in eine moderne Bauweise mit klaren Formen und funktioneller Ausrichtung der Räume: Haupträume nach Süden, Schlafräume nach Norden, Stiegenhaus und Nebenräume nach Westen.
Die Villa betrat man über die gartenseitige Säulenloggia, durch eine Glastüre kam man in die holzvertäfelte Halle, von dort in Jagdzimmer, Herrenzimmer, Salon und Speisezimmer. Über eine gewendelte Holztreppe gelangte man in das Obergeschoß. Hier befanden sich Schlaf- und Kinderzimmer, sowie die Badezimmer mit großflächigen grün marmorierten Glasplatten an den Wänden. Die gediegene Originaleinrichtung der Villa bildete das Ambiente für die Einladung von illustren Gästen aus Nah und Fern, aber auch für die Verfilmung des Tatort Krimis „Familiensache” mit Harald Krassnitzer.
Nach dem Verkauf des Anwesens wurden im Gartenareal des Grundstückes vier Mehrfamilienvillen errichtet. Die ursprüngliche Villa blieb erhalten.

Neustift am Walde im Jahre 1930, im Vordergrund links die Villa Vor der Verbauung Die Villa nach der Errichtung 1939 Gartenseitige Säulenloggia
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