DENK*MAL
Verein zur Pflege der Denkmäler und der lokalen Kultur
in Neustift am Walde und Salmannsdorf
Villa Radziwill
Keylwertgasse 17
Fürst Sergius Radziwill gehörte dem galizischen Hause eines alten litauischen Geschlechtes an. Er wurde 1851 als Sohn von Fürst
Alexander Dominik und Rosine in Wien geboren. Sergius war Präsident der Kolomnaer Lokalbahnen und Vizepräsident einiger anderer
Eisenbahngesellschaften und weiters Aufsichtsrat in Banken und Versicherungsgesellschaften.
Radziwills Domizil in Wien war in der Lederergasse im 8. Bezirk. Die Villa in Salmannsdorf nutzte die Familie als Sommerfrische.
Als überaus spendable Gastgeber war die Familie im Ort gern gesehen.
Sergius heiratete 1882 Reichsgräfin Elisabeth (Elsa) Cavrani und hatte mit ihr ein Kind, die Tochter Johanna. Den frühen Tod der heißgeliebten
Tochter an ihrem 18. Geburtstag überwand das Fürstenpaar sehr schwer. Vier Jahre später starb Sergius, seine Frau Elsa zog
sich 1907 ganz in die Wohnung in der Lederergasse zurück.
Heute stehen an der Stelle mehrere Mehrfamilienhäuser.
Fürstin Elsa Radziwill spendete nicht nur viel für die Ausgestaltung der Neustifter Kirche, auch die freiwillige Feuerwehr erhielt zum
25jährigen Bestandsjubiläum am 23. Juli 1905 eine neue repräsentative Fahne. Die Zeitung berichtete über die Festgestaltung:
„Sommerfrischler wetteiferten mit der seßhaften Bevölkerung, um den Ehrentag der wackeren Wehr so glänzend als möglich zu
gestalten.”
Neben der Villa des Fürstenhauses errichtete 1875 Ignaz Keylwerth, Stadtrat und Ehrenbürger von Salmannsdorf, ein eher einfaches
Haus. Keylwerth war Mandolettibäcker, sein Betrieb lag im 2. Bezirk. Mandolettibäcker boten in ihren elegant möblierten Läden
unter anderem alle Gattungen von Mandel- und Butterteiggebäck an, dazu trank man Rosoglio, einen Gewürz-Likör. Auf Grund seines
wohltätigen Verhaltens wurde die Keylwerthgasse in Salmannsdorf nach ihm benannt.
Villa Radziwill um 1912, im Vordergrund links die Villa
Heute Mehrfamilienhaus