DENK*MAL
Verein zur Pflege der Denkmäler und der lokalen Kultur
in Neustift am Walde und Salmannsdorf
Villa Reitzes
Salmannsdorfer Höhe 10, Sieveringer Straße 245
Das Anwesen besteht aus zwei Gebäudekomplexen. Der langgestreckte Bau mit einer zweiarmigen Freitreppe, auch „Villa Magari”
genannt, befindet sich an der Adresse Sieveringer Straße 245. Der höher gelegene blockartige Bau steht an der Adresse Salmannsdorfer
Höhe 10. Beide Villen wurden in den 1870ern von Sigmund Reitzes errichtet.
Als geschäftsführender Gesellschafter des 1871 gegründeten Bankhauses Gebrüder Sigmund & Max Reitzes befasste sich der in Lemberg
geborene Sigmund Reitzes (1835-1906) zunächst mit Kommissionsgeschäften und nützte die Wirtschaftskrise von 1873 zu erfolgreichen
Aktienspekulationen. Unter anderem hatte er als Großaktionär großen Einfluss auf die Wiener (Pferde) Tramwaygesellschaft. Es wurde
ihm vorgeworfen, dass er dort die Umstellung auf den elektrischen Betrieb aus Profitgründen jahrelang verzögert habe. Man nannte ihn
daher auch den „Tramway-Reitzes”. Nach seinem Tod übernahm sein Neffe Hans Reitzes die Bankgeschäfte.
Die höher gelegene Villa wurde von der Familie der Schwester von Hans Reitzes, Emma bewohnt. Sie war mit dem rumänischen
Generalkonsul Paul v. Schiff-Suvero verheiratet war.
Nach der Enteignung im November 1941 waren vorerst Private an der Adresse gemeldet, unter anderem auch ein Reichsarbeitsdienst-Führer. Während des Zweiten Weltkriegs arbeitete der deutsche
Heeresmeldedienst in den Villen bis er von den einrückenden Russen
vertrieben wurde. Kurz danach einigten sich die Besatzungsmächte über die Aufteilung von Wien. Döbling wurde zur amerikanischen
Zone. Die repräsentativen Villen wurden zu einem der Stützpunkte der amerikanischen Besatzer. Später überließen sie die Unterkünfte
dem Roten Kreuz. 1953 erwarb die Österreichische Post das Gelände und errichtete eine Ausbildungsstätte für Lehrlinge. Im Jahre
2000 überlegte die Bundesgebäudeverwaltung, den Wohnsitz des Bundespräsidenten von der Hohen Warte hierher zu verlegen. Auf
Grund der „problematischen Vergangenheit” wurde aber davon Abstand genommen.
2001 übernahm ein neuer Besitzer die Villen von der Post.
Links ehemalige Postvilla, rechts Villa Magari
Ehemalige „Postvilla“, heute Privathaus
Villa Magari um 1890
Villa Magari heute