Verein zur Pflege der Denkmäler und der lokalen Kultur
in Neustift am Walde und Salmannsdorf

Turmvilla
Zierleitengasse 30

Die Villa an der Zierleitengasse, knapp unter der ehemaligen „Richterwarte”, mit der wohl schönsten Aussicht auf Wien, wurde von Wenzel Schimanek 1866 errichtet. Schimanek war ein sehr rühriger Bauunternehmer. Er errichtete sieben Villen in Neustift am Walde und Salmannsdorf und verkaufte sie allesamt innerhalb eines Jahres.
Als Besitzer im Jahr 1870 wird Johann Ritter Stefanovics von Vilovo genannt. Er war Generalstabsoffizier des serbischen Armeekorps und bewährte sich besonders in den griechisch/serbischen Auseinandersetzungen bei Vilovo, worauf er in den Ritterstand erhoben wurde. Nach seinem Dienst in der Armee entwickelte er sich autodidaktisch zu einem anerkannten Fachmann für Hydrographie und beschäftigte sich besonders mit den Flussregulierungen in Ungarn. Ein Vortrag über die Entsumpfung der Niederungen der Theiß und des Banat wurden in der Fachwelt besonders gewürdigt.
1882 erwarb Nicanore Rella aus Triest die Villa. Er kam in den 1860ern nach Wien und gründete die Betonbaufirma N. Rella & Neffe. Die Firma beteiligte sich am Bau der I. Wiener Hochquellwasserleitung und führte in Wien die ersten Betonkanäle nach einem neuem System aus.
Um die Jahrhundertwende übernahm Heinrich Gaßner das Anwesen mit seiner Gattin Gertrude. Gaßner hatte einen Gemischtwarenverschleiss am Brigittaplatz im 20. Bezirk. Tochter Katharina führte den Betrieb weiter und bewohnte die Villa bis nach dem Ersten Weltkrieg.
In den 1920iger Jahren wohnte auch der Maler und Heimatschriftsteller Dr. Erwin Müller-Karbach in der Villa. Seine bekanntesten Werke sind der Kriegsroman „Der Ring des Ungenannten” und ein Roman über die Gebrüder Schrammel. Die Gründer des Schrammelquartetts haben Müller-Karbach beeindruckt. Er malte sogar zwei Ansichten des Geburtshauses von Kaspar Schrammel in Litschau, die sich heute im Besitz der Stadt Wien befinden.

Um 1920 Um 1925 2005 Die Villa nach der Renovierung
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