Verein zur Pflege der Denkmäler und der lokalen Kultur
in Neustift am Walde und Salmannsdorf

Reisserkreuz
Agnesgasse, Ecke Salmannsdorfer Höhe

Der älteste Bildstock auf einem Seuchenfriedhof in unserer Gegend ist vermutlich das Reisserkreuz (auch Reiserkreuz oder Reißerkreuz). In den „Döblinger Museumsblättern” beschreibt Walter Berger die „Bild- und Lichtstöcke des XIX. Wiener Gemeindebezirkes”. Er datiert die Aufstellung des Reisserkreuzes in das Jahr 1697, also in die gleiche Zeit, in der die Mariensäule errichtet wurde.
Das Reisserkreuz wurde dort aufgestellt, wo im Seuchenfriedhof die Sieveringer Opfer der Pest von 1679 beigesetzt wurden.
Es steht am höchsten Punkt der Agnesgasse, dort, wo der Weg vom Dreimarkstein in die Agnesgasse mündet. Das ursprüngliche Kreuz wurde später durch einen Bildstock ersetzt. Dieses zeigt die Form der alten Totenleuchten. Der breite, vierkantige Schaft trägt den „Tabernakel”, der auf drei Seiten offen und an den Seiten von zwei Balustersäulchen begrenzt ist. An der Innenseite der Rückwand war ursprünglich wohl das Totenlicht angebracht. Später wurden hier von den jeweiligen Betreuern der Säule Heiligenbildchen, Devotionalien oder Engelfigurinen eingestellt. Noch 1981 war auf einem Foto der farbige Druck eines Herz Jesu- und Herz Mariens-Bildes im Holzrahmen ersichtlich.
Das vierseitige Pyramidendach des „Tabernakels”, heute aus Schindeln, wird von einem schmiedeeisernen Kreuz gekrönt, dessen kreuzförmige Mitte von Strahlen umgeben ist und die Buchstaben IHS zeigt.
Den Schaft schmückt ein modernes farbiges Mosaik der Gottesmutter mit Kind unter einem verzierten Schutzdach aus Blech. Das Mosaik wurde 1968 bei der Renovierung des Reisserkreuzes im Auftrag der Opernsängerin Hilde Rössel Majdan angebracht.
Die Säule wurde beim Straßenneubau in den 1960er Jahren um einige Meter versetzt, dabei wurden bei den Grabarbeiten noch Gebeine gefunden.
Die Bezeichnung „Reisserkreuz” erklärt sich aus dem spröden Boden der angrenzenden Rieden, welcher bei Trockenheit rissig wird.
Seit vielen Jahren betreut die Familie Franz und Felizitas Rath aus Sievering das Reisserkreuz.

Quellen:
Döbling, eine Heimatkunde, 1923
200 Jahre Neustifter Pfarre, 1983, Dr. Elisabeth Gamillscheg
Döblinger Museumsblätter, Mai 1973, Walter Berger

Copyright Verein DENK*MAL

zurück zur Auswahl